Tag der Architektur 2016 in Lübeck

An diesem Wochenende (11. /12. Juni 2016) beteiligt sich Lübeck wieder am bundesweiten "Tag der Architektur 2016". Für die Besucher ergibt sich der besondere Reiz daraus, dass die meisten Objekte üblicherweise nicht für Interessierte offen stehen.

Architekten unseres Landes bieten kostenlose Führungen an. Sie stellen ihre kürzlich fertiggestellten Projekte vor und öffnen deren Türen, gemeinsam mit ihren Bauherren. Sie gewähren Einblick in ihre Arbeiten und die Hintergründe - von der Idee und Planung über die Realisierung bis hin zur Fertigstellung, stehen für Fragen und zur Diskussion bereit und freuen sich auf den Gedankenaustausch mit den Besuchern. Der Tag der Architektur lädt alle Interessierten ein, über die Projekte und das Thema Baukultur ins Beobachten, Nachdenken und ins Gespräch zu kommen.

Lässt sich über Geschmack streiten? Welche Bauten, welche gestalteten Außen- und Innenräume empfinden wir als gelungen? Und aus welchen Motiven heraus? Was ist gute Gestaltung, die über Geschmacksfragen erhaben ist? Nur allzu häufig nehmen wir unsere Umwelt eher unbewusst und im Vorbeigehen wahr; und doch ist es so, dass sie ganz entscheidend darauf Einfluss hat, ob wir uns in einer Umgebung wohl fühlen - oder nicht. Und besonders auch tagesaktuelle Themen wie beispielsweise der demographische Wandel, Fragen ökologisch nachhaltigen Bauens und Gestaltens sowie die Energiewende verlangen nach Antworten, die sich in gebauter Umwelt niederschlagen. Und da die Sensibilisierung für das Wahrnehmen von Raum und Maßstab bereits im Kindesalter geschieht, wird auch in diesem Jahr wieder ein Workshop für die kleinen Leute angeboten.

Programm in Lübeck

1.) Neubau CBBM Uni Lübeck, Marie-Curie-Straße, 23562 Lübeck, Architekt: hammeskrause architekten

Das internationale Forschungszentrum „Center of Brain, Behavior and Metabolism“ CBBM auf dem Campus der Universität zu Lübeck wurde im Februar 2016 fertiggestellt und eingeweiht. Zwei helle, lichtdurchflutete Atrien bilden das kommunikative Zentrum des viergeschossigen Neubaus. Die Laborlandschaften sind raumhoch verglast und bieten großzügige Einblicke in die Arbeit der Wissenschaftler. Verbindende Wege und Treppen führen vorbei an Treffpunkten wie Teeküchen und Sitzgruppen und fördern so den informellen, interdisziplinären Austausch zwischen den 33 Arbeitsgruppen. Auf 5.400 Quadratmetern bietet das CBBM 320 Wissenschaftlern, Ärzten und Studenten Raum für die Forschung an den Themenfeldern Gehirn, Hormone und Verhalten. Die rechteckige Kubatur mit seinen horizontalen Fassadenbändern fügt sich harmonisch in den Campus ein und schafft ein identitätsstiftendes Zentrum für die drei Institute.

Führung: Sa. 11. Juni 15 Uhr und So 12. Juni 11 Uhr (hammeskrause architekten)
Treffpunkt: Haupteingang, Marie-Curie-Straße


Foto: CBBM

2.) CBBM - Freianlagen, Marie-Curie-Straße, 23562 Lübeck, Landschaftsarchitekt: TGP Trüper Gondesen Partner

Der Neubau für das interdisziplinäre Zentrum für Gehirn, Hormone und Verhalten (CBBM) bildet den Kopfbau einer Gebäudegruppe zur Marie-Curie-Straße im Übergang zum Gelände des UKSH, Campus Lübeck. Entlang der Fahrbahn wird der Gehweg durch Hinzunahme der Grün- und Radflächen zu einem großzügigen Aufenthaltsbereich gestaltet, der sich nach Süden zu einer Platzsituation aufweitet. Gehölze und Bänke trennen den Freiraum zur Fahrbahn ab. Ein einheitlicher Bodenbelag aus langformatigen Betonplatten mit Natursteinvorsatz verbindet Vor- und Platzbereich und gibt dem neuen Forschungsgebäude eine ruhige, vornehme Grundfläche. Auf diesem einheitlichen Teppich stehen neun Beton-Bänke mit einer Sitzauflage aus grünem Gummigranulat. Neun mit Gräsern bepflanzte Baumscheiben sind Standort für je eine Kupferfelsen-Birne (Amelanchier lamarckii), die eine bizarr anmutende Windflüchter-Wuchsform aufweisen.

Führung: Sa, 11.6, 16.15 Uhr und So. 12. Juni, 12.15 Uhr (TGP)
Treffpunkt: Haupteingang Marie-Curie-Straße 

3.) Neubau Einfamilienhaus, Sternenring 60, 23562 Lübeck, Architekt: MIßFELDT KRAß ARCHITEKTEN

Das Haus steht in dem Neubaugebiet „St. Hubertus“. Eine Vielzahl von Haustypen, Formen, Farben und Materialien treffen hier aufeinander. Unser Bestreben war es, das zu entwerfende Haus für eine fünfköpfige Familie in all diesen Dingen zu reduzieren. Um formal bestehen zu können, war es wichtig einen ruhigen, klaren Baukörper zu schaffen, der den Wohnanforderungen einer Familie gerecht wird. Im Zentrum stehen die Materialien Holz und Stein, das Prinzip des Kubischen (Pult- und Satteldächer herrschen sonst vor) und das Quadratmotiv. Der Grundriss und (fast) alle Öffnungen basieren auf diesem Formprinzip. In verschiedenen Größen und leicht verspringend sind die Fenster spielerisch angeordnet. Die kleinen sind zum Lüften da, die großen sind festverglast und als hölzerne Sitznischen ausgebildet. Holz spielt auch im Außenbereich eine Rolle. Der gartenseitig ausgeschnittene Gebäudeteil, mitsamt einem Balkon, ist hiermit ausgekleidet. Straßenseitig stellt sich die Garage als ein homogener Holzbau dar. Die Räume im Obergeschoss sind von Neutralität geprägt um austauschbar zu sein, ohne dass ein jedes an Eigenständigkeit verliert.

Führung: Sa. 11. Juni, 14 Uhr (MIßFELDT KRAß ARCHITEKTEN)
Treffpunkt: Sternenring 60


Foto: Fischerhaus Travemünde

4.) Sanierung eines Travemünder Fischerhauses und Neubau eines Gästehauses im Garten, Torstraße 16, 23570 Travemünde, Architekt: Rosehr Architekten

Um 1800 erhielt das Haus seine heutige Erscheinung mit geschweiftem Giebel. 1914 erfolgte ein Umbau mit Verlegung der Haustür. Bei der Sanierung wurde der Seitenflügel abgebrochen. Die östliche Außenwand wurde ersetzt, das westliche Fachwerk saniert. Innen wurde eine diffusionsoffene Wärmedämmung angebracht und mit Lehmputz versehen. Das Dach wurde zur Belichtung in Diele und Bad über den Spitzboden mit kleinen Oberlichten versehen, da die Grenzabstände andere Fenster nicht zuließen. Hinter dem Gebäude ist im bewussten Kontrast zum Altbau ein kubisches Gartenhaus mit Zaun und Schuppen in Holzbauweise und Lärchenholzschalung entstanden. Die 40qm teilen sich auf in Schlafzimmer, Wohnraum und Duschbad. Die Flachdächer wurden als Gründach hergestellt, werten damit den Blick aus dem Altgebäude in den Garten auf und verbessern das Kleinklima. Das Gartenhaus und der Altbau bilden nun einen Patio, der bereits im April nutzbar ist.

Führung: Sa. 11. Juni, 17 Uhr und So. 12. Juni, 13 Uhr (Rosehr Architekten)
Treffpunkt: Torstraße 16

5.) Sanierung eines Ganghause, Gr. Burgstraße 41/ Käselaus Gang 13, 23552 Lübeck, Architekt: MIßFELDT KRAß ARCHITEKTEN

Das stirnseitige Ganghaus mutet länglich an und gliedert sich symmetrisch über ein mittleres Zwerchhaus. Die rechte der drei Einheiten wurde nun saniert. Große Bauteile mussten aufgrund zu großer Schäden erneuert werden. Den Charme des Historischen trotzdem wirksam werden zu lassen, war die Herausforderung. Gelungen ist dies über einen selbstbewussten aber ruhigen Hintergrund des Neuen. Alle Flächen zeugen von Handwerklichkeit und ausgesuchten, wertigen Materialien, die miteinander im Einklang stehen. Durch einen Luftraum und eine Galerie ist dem ohnehin nur 45 qm kleinen, eingeschossigen Haus Großzügigkeit verliehen worden. Kleine tiefe Räume wechseln mit einem hohen. Verzicht auf Quantität ließ hier Qualität entstehen. Der Komfort sollte den heutigen Ansprüchen genügen; so ist die abgängige Holzstiege gegen eine gut begehbare Treppe ausgetauscht worden. Gleich einer Plastik steht die organische Form als Raumteiler im Erdgeschoss und als verbindendes Element zum Obergeschoss im Raum. Besondere Lichtführungen und Oberflächen lassen bisherige Dunkelbereiche heller erscheinen.

Führung: Sa. 11. Juni, 16 Uhr und So. 12. Juni, 11 Uhr (MIßFELDT KRAß ARCHITEKTEN)
Treffpunkt: Gr. Burgstr. 41/Käselaus Gang 13


Foto: Kulturdenkmal in der Fleischhauerstr. 85, (c) Schröder Berkentien

6.) Wiederherstellung eines verlorengegangenen Kulturdenkmals, Fleischhauerstraße 85, 23552 Lübeck, Architekt: SCHRÖDER BERKENTIEN ARCHITEKTEN

Engagierte und gestaltungsbewusste Hauseigentümer fanden 2014 ein 1961 durch einen Lübecker BDA-Architekten völlig entstelltes Dielenhaus aus dem 15. Jahrhundert, welches zuletzt als Druckereigebäude genutzt worden ist. Das Grundstück war zu 100% überbaut. In enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege entwickelten wir eine denkmalgerechte Planung für Wohnen und Arbeiten in dem altstädtischem Kontext der bereits recht weit entwickelten Innenstadtlage der Fleischhauerstraße. In dem durch sorgsame Freilegung wiederentdeckten und herausgeschälten Denkmal wurden bewusst auch befremdende Hinweise auf den gestalterischen Einbruch von 1961 erhalten und kenntlich gemacht, die hier in Form von Stahlbeton-Elementen als Spolien erhalten bleiben und denkmalpflegerisch korrekt auch von dieser Zeit künden. Es ist uns gelungen aus dem Gebäudekomplex von Haupthaus, Seitenflügel und Querhaus drei sich um den wiederentstandenen Innenhof staffelnde hochattraktive Wohnungen zu gestalten sowie ein „neues“ Atelier im Erdgeschoss für die bekannte Lübecker Modemacherin und Bildhauerin Margrit Edelhoff.

Führung: Sa, 11. Juni, 11 Uhr (SCHRÖDER BERKENTIEN)
Treffpunkt: Fleischhauerstr. 85

7.) Stadtwerke Lübeck GmbH, Geniner Straße 80, 23560 Lübeck, Architekt: pbr Planungsbüro Rohling AG und Architekturbüro Klein architekten

Hell und freundlich präsentiert sich die neue Unternehmenszentrale der Stadtwerke Lübeck. Glas, Grün, Fichten- und Lärchenholz bestimmen die Fassadengestaltung. Das viergeschossige Büro- und Verwaltungsgebäude bietet den Mitarbeitern 256 Büros, Seminar- und Versammlungsräume sowie Open-Space-Bereiche und ein Betriebsrestaurant. Auch im Innenraum dominiert der Werkstoff Holz als atmosphärisches Gestaltungselement. Die zwei L-förmigen Baukörper, deren Schenkel sich zu den Ecken hin aufweiten, lassen einen lichtdurchfluteten Innenhof entstehen. Ein großzügiges, nach Süden ausgerichtetes Foyer reicht über die gesamte Gebäudehöhe und kennzeichnet den Haupteingang. In Sachen Klimaschutz setzt der Neubau Maßstäbe. Als Passivhaus konzipiert, erfüllt er energetisch höchste Standards. Zudem wurde ausschließlich zertifiziertes Holz genutzt und sämtliche Vorgänge einer CO2-Bilanzierung unterzogen.

Führung: Sa. 11. Juni, 11 Uhr (pbr Planungsbüro Rohling AG)
Treffpunkt: Geniner Straße 80


Foto: Kita Marlistrasse

8.) Neubau Kita Marlistrasse, Marlistrasse 22, 23566 Lübeck, Architekt: Heske Hochgürtel Lohse Architekten

Bereits seit 1885 bestand im Stadtteil Marli eine der ersten Lübecker Kleinkindschulen. Nach dem Abbruch des Altbaus im Jahr 2015, trat an seine Stelle der Neubau der Kindertagesstätte Marlistraße. Das Gebäude bildet den Abschluss der straßenbegleitenden Bebauung im Übergang zum Drägerpark. Das schlanke und steil in Richtung Wakenitz abfallende Grundstück erfordert einen kompakten und dem Geländeverlauf folgenden Baukörper. Straßenseitig stellt er sich in die Reihe seiner Nachbarn, in der Tiefe nutzt der Entwurf drei Ebenen zur Unterbringung der unterschiedlichen Nutzungen aus Kita, Krippe und multifunktionalen Angeboten. Die ruhige Farb- und Materialgestaltung der Fassade wird akzentuiert durch tiefe Einschnitte und Verschränkungen des Baukörpers, motiviert durch die Anforderungen der Räume im Inneren. Die hochwertig gestaltete Außenspielfläche bleibt erhalten, ebenso der wertvolle Baumbestand.

Führung: Sa. 11. Juni, 11 Uhr (Heske Hochgürtel Lohse)
Treffpunkt: Marlistraße 22

9.) UKSH, Umnutzung Haus 33 zum Ambulanzzentrum, Ratzeburger Allee 160, 23562 Lübeck, Architekt: SCHMIEDER.DAU.ARCHITEKTEN

Das Gebäude Haus 33 stammt aus dem Jahr 1910. Es wurde ursprünglich als Küchengebäude für die Heilanstalt Strecknitz (Psychiatrische Klinik) im Süden der Stadt Lübeck errichtet. Nach der umfangreichen Sanierung wird es jetzt als Ambulanzzentrum des Zentrums für Integrative Psychiatrie genutzt. Das zweigeschossige Gebäude ist grundsaniert mit einer weitestgehenden Erhaltung des äußeren Erscheinungsbildes. Dazu gehören neben dem Erhalt der Originalfenster auch die Original-Türblätter, die Fassade und das Dach, das vollständig entkernt und neu eingedeckt wurde. Erneuert wurden außerdem die Heizungs-, Lüftungs-, Elektro- und Sanitärinstallationen sowie eine flächendeckende Brandmeldeanlage installiert. Zur Anpassung an die neue Nutzung wurden über alle Geschosse neue Raumzuschnitte entwickelt. Zusätzlich zur Sanierung haben wir die Einrichtungsplanung übernommen. 

Führung: So, 12. Juni, 14 Uhr (SCHMIEDER.DAU.ARCHITEKTEN)
Treffpunkt: Eingangsbereich vor dem Gebäude

Alle Programm-Informationen zum "Tag der Architektur" finden sie hier: http://www.tag-der-architektur.de/programm/

Titelfoto: Fleischhauerstraße 85, (c) SCHRÖDER BERKENTIEN ARCHIKTEKTEN


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