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Wartung für Denkmale?!

Wir freuen uns über die fortschreitende Erhaltung der Lübecker Altstadt durch private und öffentliche Sanierungsprojekte. Nicht nur die schönen Fassaden, also das Äußere wird erhalten und gepflegt, sondern besonders bei privaten Sanierern oder Maßnahmen durch Bauträger, z. B. die TRAVE, werden Entdeckungen gemacht, die inzwischen meist ein freudiges Ereignis sind. Es werden bei Untersuchungen unter späteren Um- und Einbauten dekorative Fundstücke von historischen Ausstattungen entdeckt. Meist keine vollständige Biedermeier- , Rokoko- oder Renaissanceausstattungen usw., sondern nur Teile vergangener Epochen, oft eine bunte Stilmischung.

In Lübeck wurde generell nicht neu, sondern hauptsächlich umgebaut, sowohl außen wie im Innern. Im 20. Jahrhundert besonders lebte nur noch die ärmere Bevölkerung in der Altstadt, die die unpraktischen, engen Häuser ohne große Veränderungen, wie sie waren, weiter nutzten. Zurück zu der Freude einer solchen Entdeckung. Der Bildungsstand in Sachen Denkmalschutz ist jedenfalls in den interessierten Kreisen inzwischen ziemlich groß durch die Öffentlichkeitsarbeit der Bürgerinitiativen; allen voran die BIRL und auch der alljährliche Tag des offenen Denkmals haben dazu beigetragen. Auch die Lokalpresse berichtet gern über spektakuläre Fälle, wie unlängst über Maureskenmalerei (aus der Zeit um 1600) in einem bescheidenen Ganghaus, das war eine kleine Sensation. Vermurkste Maßnahmen, wie bei einem Geschäftshaus kürzlich, werden kritisch von der Öffentlichkeit kommentiert.

Die allgemeine Wertschätzung der Dekorationsfreude früherer Epochen und ihrer Überbleibsel in der Stadt wird außerdem durch die zuverlässige Unterstützung der Possehl-Stiftung gefördert. Die Rettung von Wandmalereien, bemalten Balken, Treppenanlagen, Panneelen etc. wird finanziell großzügig unterstützt, einschließlich der inzwischen obligatorischen Bauuntersuchung und Bauforschung zur Geschichte der Häuser und ihrer Veränderungen. Voraussetzung für die Förderung durch die Stiftung ist der Denkmalschutz. Das Objekt muss ein eingetragenes Denkmal sein, um in den Genuss der testamentarischen Verfügung des Stifters zu kommen: "zur Pflege und dem Erhalt meiner Heimatstadt".

So werden nun immer häufiger auch unscheinbare, heruntergewirtschaftete Bausubstanzen in stattliche, ansehnliche, liebenswürdige Häuser zurückverwandelt. Sie verfügten oft über keine auch nur annähernd moderne Haustechnik. Besonders geheizt wurde nicht zentral, nur primitiv mit Öfen, Nachtspeicherheizung etc. Oft waren die Dächer jahrzehntelang nicht dicht gewesen, Hausschwamm, Holzwurmbefall gehören zu den häufigen Befunden. Die neue Zentralheizung führt an den im wesentlichen hölzernen Baumaterialien zu erheblicher Austrocknung. Auch die bemalte, geschnitzte Ausstattung ist überwiegend auf oder aus Holz. Um nun neue Schäden durch „das Arbeiten“ des Holzes zu minimieren, ist eine langsame Umstellung auf die neuen Verhältnisse empfehlenswert und eine Klimatisierung mit Kontrolle und Luftbefeuchtung.

Ein Teil der historischen Ausstattung besteht aus farbiger Wandgestaltung, Malerei auf Mauerwerk. Hier gibt es durch Sanierungsmaßnahmen eine Zunahme der Salzschäden. Die in der Feuchtigkeit gebundenen Salze kristallisieren bei Trocknung aus, vergrößern dabei ihr Volumen, das führt zur Zerstörung des Mauerwerks und der Schichten darauf, zuletzt die der Steinsubstanz. 

Der Umgang mit wertvoller Altbausubstanz und ihrer Ausstattung erfordert einen dauerhaften pfleglichen Umgang. Pflege und Wartung in einem gewissen Umfang sind unerlässlich, wie wir es auch bei jedem Haus, unserer menschlichen Gesundheit, unseren Autos, kurz allem, was uns lieb ist, tun.


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