Die beiden Brüder Gert und Uwe Tobias (*1973 in Braşov, Rumänien, leben in Köln) arbeiten seit Ende ihres Studiums gemeinsam an Zeichnungen, Keramiken, Holschnitten und Gemälden.
Sie beschäftigen sich mit den Möglichkeiten tradierte Bildthemen und -medien in eine zeitgemäße Formensprache zu übersetzen. So haben sie in der Vergangenheit Vorlagen aus den alten Stickmusterbüchern ihrer Mutter verarbeitet und in neue Bildkontexte transformiert.

Das Volkstümliche ist ein Werkzeugkasten, aus dem sich die Brüder bedienen, eine kollektive Ausrüstung, die sie frei nach ihren persönlichen Bedürfnissen nutzen.
Bekannt geworden ist das Künstlerduo mit großformatigen Holzschnitten. Ein zuvor eher im Kleinformat umgesetztes, vor allem im Mittelalter und in der frühen Neuzeit verwendetes Medium eröffnete durch seine neue Präsenz anderen Sichtweisen. Die Bildmotive der Brüder unterliegen immer wieder Merkmalen des Grotesken. Figuren, Mischwesen, florale Kompositionen und amorphe Formgebungen sind gedehnt, gestaucht und scheinen aus vielschichtigen Farbschleiern hervor. Über die Jahre hat sich ein Kosmos von folkloristisch anmutenden Charakteren in das Werk der Brüder eingeschrieben, die dem Träumerischen ein Zuhause geben.

In ihrer Ausstellung in der Overbeck-Gesellschaft präsentieren Gert und Uwe Tobias erstmals in einem größerem Zusammenhang Gemälde, die vorwiegend während der Corona-Pandemie entstanden sind. To bid the dog goodbye (Dem Hund Lebewohl sagen) klingt nach Abschied. Es eine intensive künstlerische Auseinandersetzung mit dem Vergangenen und dem Vergänglichen. Verlust ist eine zentrale Assoziation der Coronazeit und Ihrer Nachwirkungen; der Verlust von Freiheiten, der Verlust von Menschen und, angesichts der sich entwickelten Diskussionskultur, oft auch der Verlust des Menschlichen.

Gert und Uwe Tobias kontextualisieren diesen thematischen Zusammenhang durch die Aufnahme und Bearbeitung klassischer Bildthemen wie Vanitas-Motive, Memento Mori und Votivbilder, insbesondere in den großformatigen Stillleben, in enger Anbindung an Himmelsdarstellungen und Totentanz. Das Leben mit dem Wunsch nach Unendlichkeit und seiner unausweichlichen Vergänglichkeit ist ein zentraler Aspekt.

Kunst dient nicht der Unterhaltung, sondern der Erkenntnis. In ihren Arbeiten bieten uns Gert und Uwe Tobias Rezeptionsvorschläge an. Sie sind aufgeladen mit Symbolen der Gegenwart, die uns auffordern uns in die Bildwelten zu vertiefen, um sie zu entschlüsseln. Ein innerer Zusammenhang verbindet die Werke miteinander. Wir erkennen die traditionellen Motive wie Totenschädel und Sanduhr, für die die Künstler ein eigenes Formenvokabular entwickeln.

Die Gemälde, vor allem die Stillleben, sind durch die Morbidität des Floralen und das Maskenhafte der Groteske gekennzeichnet. Durch einen Zustand der Schwebe der einzelnen Dinge haftet ihnen auch etwas Sakrales an. Das Geistliche, das Scharnier für den einen Moment zwischen und Leben und Tod, rückt als Spiegel des Lebens in den Vordergrund.

Foto: (c) Fred Dott