Alexander Kerbst als arroganter Popstar Falco

"Falco - das Musical" in der MuK
Vom Austro-Popper zum globalen Superstar

Hans Hölzel begann seine Karriere in Österreich mit dem Underground-Titel „Ganz Wien ist auf Heroin“. Dann will sein Manager Horst Bork ihn im Zuge der Neuen deutschen Welle mit „Der Kommissar“ größer machen als Reinhold Fendrich. Aber Falco, wie der exzentrische Künstler von nun an nur noch genannt werden will, hat Größeres im Sinn. Er will ein österreichischer Weltstar werden.

Diese Geschichte mit tragischem Ende (Am 6. Februar 1998 kam Johann „Hans“ Hölzel, alias Falco bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik ums Leben) wurde jetzt als schrill-bunte Show voller Emotionen, hervorragenden Tanzeinlagen, einer klasse Band und dem grandiosen Hauptdarsteller Alexander Kerbst in der MuK als Musical aufgeführt.

Die exzellente Band mit dem HauptdarstellerDie exzellente Band mit dem Hauptdarsteller

Das Leben des charismatischen Sängers war von Höhen und Tiefen gezeichnet. Wie der „Goldene Reiter“ von Joachim Witt schoss er die Karriereleiter rauf, mit „Rock me Amadeus“ hatte der erste weiße Rapper einen Nummer-1-Hit in den USA, aber durch Alkohol- und Drogenmissbrauch, sowie Skandalen, wie sein vermeintlicher Aufruf zum Sex-Mord an „Jeanny“, stürzte er auch wieder ab.

Dazu kamen seine Arroganz und sein Narzissmus, der in Titeln wie „Egoist“ gipfelten. Auf dem Höhepunkt ließ er ein Duett mit Madonna sausen, brach eine Welttournee in Japan ab, weil er Heimweh hatte und Telefonkosten von über 15.000 Mark verursachte. Danach zog er sich wegen Selbstzweifeln aus der Öffentlichkeit zurück, um aber 1992 vor 100.000 Besuchern trotz Stromausfall und Blitzschlag beim Festival auf der Donauinsel ein grandioses Comeback zu feiern.



All diese Details werden in dem Musical sehr emotional mit wunderbaren Tanzeinlagen, tollen Videoeinspielungen und teils dokumentarischen Fotos auf die Bühne gebracht. Der charismatische Sänger im Zwiespalt zwischen gut und böse, zwischen den Frauenfiguren Ana Conda, die sexy Lederlady in schwarz (Stefanie Kock) und der schüchternen, naiven Blonden Jeanny (Nike Tiecke), sowie Unmengen Alkohol und Koks.

Die Zusammenhänge werden dabei stets vom Manager (Sebastian Achilles) als Erzähler hergestellt. Dazu gibt es auf der Bühne eine grandiose Show aus Choreografie mit insgesamt acht Tänzer/innen, tollen Kostümen, wunderbaren Videos und einer erstklassigen Band (Tobias Faulhammer - Gitarre, Florian Fuss - Saxophon, Fabian Möltner - Bass, Steve Mateus - Schlagzeug, Max Tschad - Keyboard). Dazu kommen Bühnenbilder, die zwischen Rokoko und Pomp, wie beim Videodreh zu „Rock me Amadeus“ oder beim Wiener Opernball die Zeit zurückholen.

Falco in der Rückschau als einziger überlebender DrillingFalco in der Rückschau als einziger überlebender DrillingAm Ende sitzt Falco mit einer Handpuppe in Gedanken an seine frühe Kindheit auf der Bühne. Hans Hölzer war als einziger Überlebender von Drillingen am 19. Februar 1957 in Wien zur Welt gekommen. Dazwischen werden alle großen Hits von Falco präsentiert, aber auch die kleineren Nummern, wie Vienna Calling, Cadillac Hotel, Junge Römer oder Out of the Dark, welche posthum veröffentlicht wurde. Dabei konnte man mit geschlossenen Augen fast glauben, der exzentrische Sänger wäre wieder auferstanden.

Insgesamt wurden die begeisterten Besucher der MuK ganz wunderbar zurück in die Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts katapultiert und gleichzeitig wurde diesem besonderen Künstler mit dieser musikalischen Hommage ein wahres Denkmal gesetzt. Die Legende lebt und hat nicht umsonst nicht nur in Lübeck, sondern europaweit bereits über 350.000 Besucher begeistert.


Fotos: (c) Holger Kistenmacher

Holger Kistenmacher
Holger Kistenmacher
Jahrgang 1956, freischaffender Journalist seit gut 25 Jahren, studierter Realschullehrer, praktizierender psychosozialer Betreuer, ambitionierter Fotograf und Kulturschreiber mit den Fachgebieten: Moderne Gegenwartskunst, Literatur, Musik zwischen Jazz und Rock, Nordische Filme, Moderner Tanz. Weltenbummler und Reisejournalist.

Sie haben keine Berechtigung hier einen Kommentar zu schreiben.