María Fernanda Castillo, Tobias Hächler

„Rusalka“ von Dvořák im Theater Lübeck - Verzicht auf Stimme und Leben
Auch Nixen sind emotional

Prüde darf man nicht sein bei der Aufführung von „Rusalka“. Hier geht es zur Sache. Es gibt dennoch nicht den geringsten Anlass, die Inszenierung als vulgär zu bezeichnen.

Das Libretto von Jaroslav Kvapil bezeichnet dieses Werk als lyrisches Märchen. So geht es auch in der Wasserwelt zu, wo sich Rusalka als Nixe tummelt. Bis sie auf den Prinzen trifft, für den sie in Liebe entbrennt. Der Wassermann soll helfen, um den Prinzen treffen zu können. Der Vater verweist sie an die Hexe Jezibaba. Der Preis, ihrer Liebe endlich nah zu sein, ist Stummheit der Rusalka.

Hier hätte das Stück nun in Banalität und Zweideutigkeit abdriften können, jedoch der Regisseur Otto Katzameier lässt sich das Heft nicht aus der Hand nehmen und legte eine Inszenierung vor, die ihresgleichen suchen muss, sie bringt das Theater Lübeck erneut an die Spitze der Opern-Inszenierungen. Da Katzameier ebenfalls für die Ausstattung verantwortlich zeichnet, ergibt die karge Unterweltatmosphäre durchaus Sinn. Der Regisseur bedient sich der fabelhaften Lichteffekte durch Falk Hampel. Die Kostüme auch von Katzameier erdacht. Sie beweisen, wie eins er mit dem Stück ist, da sie äußerst passend den Akteuren zugeordnet sind.

Rúni Brattaberg,  María Fernanda Castillo,  StatisterieRúni Brattaberg, María Fernanda Castillo, Statisterie

„Rusalka“ ist die erste Musiktheater-Premiere unter GMD Stefan Vladar. Beim Fernsehinterview am Tage der Premiere betonte er, dass er Wagnerisches Flair und romantische Volksweisen dieser Oper gut miteinander verknüpfen könne. Das war kein Lippenbekenntnis, er setzt es beim Dirigat voll ein. So eins war das Philharmonische Orchester und der Dirigent lange nicht.

Lübeck verfügt über Sänger, um die sie von größeren Bühnen oft beneidet werden. Dass die Fortsetzung in Sicht ist, garantiert die herausragende Maria Fernanda Castillo als Rusalka. Ihre schauspielerischen Leistungen hinken dem Gesang nicht hinterher. Auf eine so ausgereifte Leistung bei so jungen Interpreten zu stoßen, ist selten und ein Glück für das Haus in der Beckergrube.

Romina Boscolo,  Milena JuhlRomina Boscolo, Milena JuhlDie Tante der Rusalka, die Hexe Jezibaba findet in der großartigen Romina Boscolo ein passendes Pendant. Die verführerische Fürstin (Marlene Lichtenberg), die den Prinzen der Rusalka verführt, erweist sich in Stimme und Gestik phänomenal. Der wankelmütige Prinz (Tobias Hächler), eine überzeugende Erscheinung, hat es in jeder Hinsicht schwer, sich in der dominanten Frauenriege durchzusetzen. Zu Recht eifrig beklatscht der Wassermann des Rúni Brattaberg. Der Heger des Steffen Kubach kann mehr als gekonnt mit den Augen rollen. Vielseitigkeit ist sicher eine seiner Devisen. Der Neffe (Milena Juhl) hat es da schwer, auf gleicher Ebene zu fungieren. Drei Elfen kommen ins Spiel: Angela Shin, Claire Austin und erneut Milena Juhl. Jung genug, um sich weiter zu profilieren. Aus dem Off der Chor des Jan-Michael Krüger.

Der Endapplaus wollte kein Ende nehmen. Er zeigt, Lübecks Theater setzt auf Leistung.

Die nächsten Termine: 30. November und 20. Dezember 2019 jeweils 19:30 Uhr

Helga Rottmann
Helga Rottmann
Immer wieder musste der Großvater dem Kind "Kennst Du das Land, wo die Zitronen blüh'n" aus "Mignon" vorsingen. Das zielte auf ein Gesangsstudium. Dennoch der Wechsel zur schreibenden Zunft. 15 Jahre Kultur-Redakteurin bei einem Lübecker Blatt. Schreibt seit 2012 für "unser Lübeck". Schwerpunktthemen: Oper, Operette, Musical, SHMF.

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